W124-Coupé. (1987 - 1996)

Im März 1987 wurde auf dem Genfer Automobil-Salon eine Coupé-Variante der Baureihe 124 vorgestellt, genau zehn Jahre, nachdem dort die Präsentation der Vorgängermodelle erfolgt war. Wie bei den Coupés der Baureihe 123 bestand technisch und stilistisch eine enge Verwandtschaft zur Limousine. Ausgehend von der Bodengruppe des Viertürers, hatte man den Radstand zugunsten des Coupé-Charakters wiederum um 85 mm reduziert. Dementsprechend stellte die Karosserie wie beim Vorgängertyp eine konstruktiv und formal völlig eigenständige Variante dar. Die Gemeinsamkeiten mit der Limousine beschränkten sich auf den Vorbau und die Heckleuchten.

Der in den Limousinen der Baureihe 124 erreichte Sicherheitsstandard wurde für die Coupés selbstverständlich übernommen. Das Fehlen der B-Säulen konnte durch verstärkte A-Säulen, Seitenschweller und Türen sowie einen besonders hohen Anteil an hochfesten Stahlblechen kompensiert werden. Neue Wege wurden beim Dachabschluß beschritten: Die Innenverkleidung des Dachs hatte man noch ein Stück unter die Heckscheibe gezogen, eine Lösung, die sowohl der Sicherheit als auch dem Komfort der Fondpassagiere zugute kam. Im Gefahrenfall befanden sich dadurch weder Blech- noch Scheibenkante im Kopfbereich. Da das Dach trotz der Coupéform erst weit hinten schräg abfiel, stand den Fondpassagieren deutlich mehr Kopffreiheit zur Verfügung, als man von einem Coupé gewohnt war. Optisch kaschiert wurde der Überlappungsbereich durch ein dunkles Raster auf der Scheibe.

Ein charakteristisches Design-Element, das die Eigenständigkeit der Coupés gegenüber den anderen Karosserievarianten der Baureihe dokumentierte, stellten die Flankenschutz-Leisten mit integrierten Längsschweller-Verkleidungen dar. Zwischen den Radausschnitten auf Höhe der Stoßfänger angeordnet, bildeten sie die optische Verbindung zwischen Bug- und Heckschürze und waren wie diese in Metallic-Kontrastfarben lackiert.

Hinsichtlich der mechanischen Komponenten glichen die Coupés vollkommen ihren viertürigen Pendants: Wie die Limousinen verfügten sie über eine Raumlenker-Hinterachse, mit der die Fahreigenschaften gegenüber den Vorgängermodellen nochmals verbessert werden konnten, sowie eine Dämpferbein-Vorderradaufhängung an einzelnen Dreiecksquerlenkern. Die Bremsanlage hatte man ebenfalls unverändert von den Viertürern übernommen.

Die Modellpalette umfaßte zunächst die Typen 230 CE und 300 CE. Die Motoren, ein 2,3-Liter-Vierzylinder und ein 3,0-l-Sechszylinder, beide mit mechanisch-elektronisch gesteuerter Benzineinspritzung, entsprachen exakt der in der jeweiligen Limousine verwendeten Ausführung. Beide Modelle verfügten serienmäßig über eine geregelte Abgasreinigungsanlage mit Dreiwege-Katalysator; alternativ war (mit entsprechendem Preisabschlag) die sogenannte 'RÜF-Version' erhältlich, bei der das Fahrzeug ohne Katalysator und Lambdasonde, aber mit dem multifunktionalen Gemischaufbereitungs- und Zündsystem ausgeliefert wurde. Eine Nachrüstung mit dem geregelten Katalysator konnte bei einem 'Rückrüstfahrzeug' jederzeit und ohne Probleme vorgenommen werden. Äußerlich waren 230 CE und 300 CE nur am Doppelrohr-Auspuff des Sechszylinders und am Typenschild zu unterscheiden.

Beide Coupés erhielten wie alle Typen der Baureihe im September 1988 eine erweiterte Serienausstattung, zu der nun ein beheizter und elektrisch einstellbarer rechter Außenspiegel gehörte. Gleichzeitig hatte man die Scheibenwaschanlage der S-Klasse mit beheiztem Waschbehälter sowie beheizten Düsen und Schläuchen übernommen. Das Anti-Blockier-System ABS, mit dem jetzt ebenfalls alle Modelle der Baureihe W124 serienmäßig ausgestattet wurden, war beim 300 CE bereits von Beginn an und beim 230 CE seit Februar 1988 Bestandteil der Grundausstattung.

Im September 1989 wurde auf der Frankfurter IAA ein komplett überarbeitetes Modellprogramm der Mittleren Klasse vorgestellt. Im Vordergrund der Modellpflege hatten die stilistische Überarbeitung der Karosserie und die Neugestaltung des Innenraums gestanden. Die Coupés präsentierten sich äußerlich nahezu unverändert, da sie schon von Anfang an mit den seitlichen Flankenschutz-Leisten, dem auffälligsten Erkennungsmerkmal der modellgepflegten 124er, ausgerüstet waren und für die Überarbeitung der anderen Karosserievarianten gewissermaßen als Vorbild gedient hatten. Optisch aufgewertet hatte man die Seitenverkleidungen durch schmale Zierleisten aus poliertem Edelstahl, die sich auf der Oberseite von Bug- und Heckschürze fortsetzten und den vielfach vermißten Chromglanz nach langer Enthaltsamkeit in dezenter Form zurückbrachten. Unterstützt wurde dieser Effekt durch verchromte Zierstäbe an den Türgriffen sowie geänderte Radzierblenden, bei denen der Mercedes-Stern und ein schmaler Zierring am Umfang ebenfalls verchromt waren. Eine weitere Neuerung stellten die in Wagenfarbe lackierten Außenspiegelgehäuse dar. Umgestaltet präsentierte sich auch der Innenraum, der vorn und hinten verbesserte Sitze erhalten hatte und darüber hinaus mit zahlreichen Detailverbesserungen aufgewertet worden war.

Für die modellgepflegten 124er stand das bereits von den Kompaktklasse-Modellen bekannte 'Sportline'-Paket als Sonderausstattung zur Verfügung. Äußere Merkmale waren das Sportfahrwerk, das mit Breitreifen der Dimension 205/60 R 15 auf Leichtmetall- oder Stahlfelgen 7Jx15 bestückt war, sowie die deutlich tiefergelegte Karosserie. Zum weiteren Ausstattungsumfang gehörte neben straffer abgestimmten Federn und Stoßdämpfern eine modifizierte Innenausstattung mit Lederlenkrad und -Schalthebel sowie Einzelsitzen vorn und hinten.

Die auf der IAA gezeigte überarbeitete Modellpalette der Baureihe W124 hatte außer den genannten Design- und Ausstattungsverbesserungen auch noch fünf gänzlich neue Typen zu bieten, darunter ein Coupé. Mit dem 300 CE-24 wurde eine besonders leistungsstarke Variante vorgestellt, die wieder einmal durch Anwendung des Baukastenprinzips entstanden war und über den 220 PS starken 3,0-Liter-Vierventilmotor des 300 SL-24 verfügte. Aufgrund der abweichenden Einbauverhältnisse konnte jedoch nicht der gleiche Katalysator-Querschnitt wie im SL verwendet werden, wodurch die Nennleistung um 11 PS niedriger ausfiel. Der 300 CE-24 fungierte als neues Topmodell der Mittleren Klasse und hatte dementsprechend eine gehobene Ausstattung erhalten, die Leichtmetallräder, elektrische Fensterheber, Lederlenkrad und -Schalthebel, Holzteile in Wurzelnuss sowie Ausstiegsleuchten in den Türen umfasste.

Ab Juni 1990 wurde das Coupé dann auch mit dem bewährten 2,0-Liter-Vierzylindermotor produziert; der 200 CE war allerdings im Inland nicht erhältlich und blieb dem Export nach Südeuropa vorbehalten.

Ein Jahr später, im September 1992, konnte ein überarbeitetes Typenprogramm der Mittleren Klasse präsentiert werden, nachdem im Juni das 2.000.000ste Automobil der Baureihe 124 vom Band gelaufen war. Hatten bei der ersten Modellpflege vom Herbst 1989 stilistische Änderungen im Vordergrund gestanden, lagen die Schwerpunkte diesmal in den Bereichen Motor und Ausstattung. Die Motorenpalette der Coupé-Typen war nun komplett auf Vierventiltechnik umgestellt. Zwei Vierzylinder-Aggregate mit 2,0 und 2,2 Liter Hubraum, die der neu entwickelten Motorenbaureihe M 111 angehörten, ersetzten die bewährten Zweiventiler aus der Typenfamilie M 102. Die neuen Motoren zeichneten sich durch gesteigerte Leistung und höheres Drehmoment über den gesamten Drehzahlbereich aus; der Kraftstoffverbrauch konnte dennoch reduziert werden. Durch Anhebung des Katalysatorvolumens wurde außerdem eine Verringerung der Schadstoff-Emissionen erzielt.

Mit Einführung der neuen Motoren änderten sich natürlich auch die Typenbezeichnungen: Aus dem 230 CE wurde der 220 CE; das Exportmodell 200 CE, das ebenfalls den Vierventilmotor erhalten hatte, konnte seinen Namen behalten, da der Hubraum praktisch gleich geblieben war.

Die Sechszylindermodelle 300 CE und 300 CE-24 wurden aus dem Programm genommen und durch den 320 CE ersetzt. Dessen 3,2-Liter- Vierventilmotor, der sich bereits seit eineinhalb Jahren in der S-Klasse bewährte, war aus dem seitherigen 3,0-l-Vierventiler M 104 entwickelt worden, wies aber geänderte Maße für Bohrung und Hub auf. Alle Vierzylinder und Sechszylinder hatten jetzt die gleiche Bohrung, ein Vorteil, der eine flexiblere und wirtschaftlichere Fertigung ermöglichte. Die Nennleistung war im Vergleich zum seitherigen Vierventiler zwar gleich geblieben, wurde aber 900/min früher erreicht; das Drehmomentmaximum lag deutlich höher und war ebenfalls zu niedrigeren Drehzahlen verschoben.

Außer der neuen Motorenpalette umfasste die Modellpflege eine deutlich aufgewertete Serienausstattung für alle Typen der Mittleren Klasse. Zum Lieferumfang gehörten ab Oktober der Fahrer-Airbag sowie elektrisch verstellbare Außenspiegel links und rechts. Mit Zentralverriegelung und Fünfgang-Getriebe, die zum gleichen Zeitpunkt in die Grundausstattung übernommen wurden, waren die Coupés bereits seit Produktionsbeginn serienmäßig ausgerüstet.

Im Juni 1993 wurden alle Modelle der Baureihe 124 stilistisch überarbeitet und den anderen Typenreihen angepasst. Auffälligstes Kennzeichen der modifizierten Varianten stellte die nach dem Vorbild der S-Klasse umge- staltete Kühlermaske dar. Bei diesem sogenannten 'Plakettenkühler' war der im Vergleich zur bisherigen Ausführung wesentlich schmalere Chromrahmen harmonisch in die Motorhaube integriert; der Mercedes-Stern saß wie bei den S-Klasse Limousinen auf der Haube. Nicht zu übersehen waren die Änderungen an den Leuchteinheiten: Die vorderen Blinkleuchten hatten farblose Deckgläser erhalten, und die Heckleuchten wiesen bichromatische Abdeckungen auf, die im Bereich des Blink- und Rückfahrlichts einheitlich weißgrau gefärbt waren. Das gelbe Blinklicht wurde dabei vorn wie hinten über farbige Glühbirnen erzeugt. Weitere Änderungen betrafen Räder und Stoßfänger. So gab es für die Stahlscheibenräder neue Radzierblenden im Sechsloch-Design, und die Schutzleisten der Stoßfänger waren nun in der Farbe der Anbauteile lackiert. Die Schutzleiste des Heckstoßfängers hatte man außerdem bis zu den Radausschnitten verlängert.

Mit dem Verkaufsbeginn der überarbeiteten Modelle trat im Juni 1993 auch für die Baureihe 124 eine neue Nomenklatur in Kraft. Analog zur S-Klasse und zur neuen C-Klasse hieß die Mittlere Klasse nun E-Klasse, und die Typenbezeichnungen folgten einem modifizierten System. Dabei war ein Buchstabenkürzel, das die Klassenzugehörigkeit dokumentierte, der dreistelligen Zahl, die nach wie vor auf dem Hubraum basierte, vorangestellt. Das 'E' für 'Einspritzmotor' konnte entfallen, da Vergasermotoren nun der Vergangenheit angehörten, und auf eine Verschlüsselung der ohnehin ersichtlichen Karosserievariante durch 'C' oder 'T' wurde ebenfalls verzichtet. Nach dem neuen Nomenklatur-System hießen die Zweitürer nun E 220 Coupé und E 320 Coupé; auf dem Typenschild waren allerdings nur Klassenzugehörigkeit und Hubraum dokumentiert.
 
Für den sportlich ambitionierten Coupé-Liebhaber stand ab September 1993 mit dem E 36 AMG eine leistungsstärkere Variante zur Verfügung, die mit einem 195 kW starken 3,6-Liter-Vierventilmotor von AMG ausgerüstet war. Das neue Topmodell der 124er Coupés hob sich durch dezent vergrößerte Anbauteile auch stilistisch von seinen weniger dynamischen Schwestermodellen ab. Frontspoiler, Seitenschweller und Heckschürze waren in Wagenfarbe lackiert und harmonisch in die Karosserieform integriert; abgerundet wurde das Bild durch die serienmäßigen 17 Zoll-Leichtmetallräder im AMG-Design.

Um auch der weniger leistungsorientierten Kundschaft ein preiswerteres Einsteigermodell anbieten zu können, wurde das Verkaufsprogramm im Dezember 1994 durch das E 200 Coupé erweitert, das 136 PS mobilisierte und zuvor ausschließlich für den Export nach Italien, Griechenland und Portugal produziert worden war.

Die Produktion der E-Klasse-Coupés endete im März 1996, neun Jahre nach dem Debüt auf dem Genfer Salon. Für Coupé-Liebhaber war damit eine schwere Zeit angebrochen, hatte man die Markteinführung der Nachfolgemodelle doch erst für Sommer 1997 vorgesehen. Insgesamt waren in Sindelfingen 141.498 Exemplare entstanden, gut vierzig Prozent mehr als von den Vorgängertypen.